In meiner bisherigen Praxis ist mir immer wieder aufgefallen, dass viele Menschen unsicher sind, wie sie sich vor Gericht am besten verhalten sollten. Deshalb habe ich im Folgenden einige Tipps und Hinweise für Sie zusammengefasst, die Sie sich vor einer anstehenden Gerichtsverhandlung mal ansehen sollten.
1. Ordentliche Kleidung
Kleider machen Leute. Dieser Satz ist jedem bekannt, doch nicht alle nutzen ihn für sich. Es ist allgemeiner Konsens, dass man bei einer Beerdigung als Ausdruck der Trauer (jedenfalls in westlichen Kulturkreisen) schwarze/dunkle Kleidung tragen sollte. Ebenso ist es empfehlenswert, vor Gericht als Ausdruck des Respekts angemessene Kleidung zu tragen. Ich empfehle hier Businesskleidung. Natürlich müssen Sie keinen 3-Teiler-Anzug tragen, wenn Sie sich damit unwohl und verkleidet fühlen. Aber Sie sollten mindestens z.B. ein gebügeltes Hemd, eine schöne Bluse oder ein neutrales Kleid tragen. Außerdem sind saubere Schuhe wichtig. Stellen Sie sich vor, Sie würden zu einem Bewerbungsgespräch gehen: Der erste Eindruck zählt – nutzen Sie das für sich.
2. Tattoos
Einmal vorweg: Ich habe nichts gegen Tattoos, ich habe selbst welche, so wie sehr viele Menschen heutzutage. Allerdings gibt es in den Köpfen von einigen Richtern und Richterinnen (auch unbewusst) immer noch Vorurteile und negative Assoziationen über tätowierte Menschen. Um zu verhindern, dass dies Einfluss auf die Entscheidung nimmt, empfehle ich stets, Kleidung zu tragen, die Tattoos größtenteils abdeckt. Alternativ können sichtbare Tattoos überschminkt/abgeklebt werden. Dies gilt erst recht, falls Sie strafbare Tattoos haben sollten.
3. Ruhe bewahren
Unabhängig davon, was vor Gericht geschieht, versuchen Sie stets ruhig zu bleiben und nicht laut oder aufbrausend zu werden. Sie schaden sich damit mehr, als dass Sie sich helfen. Das kann schwierig sein, wenn z.B. Zeugen falsche Behauptungen aufstellen oder sogar beleidigend werden. Aber trotzdem sollten Sie in diesem Moment cool bleiben und Rücksprache mit Ihrer Anwältin halten.
4. Dazwischenreden
Es gibt nichts, was Richter und Richterinnen mehr auf die Palme bringt, als wenn jemand ständig dazwischenredet. Deshalb gilt: Wenn Fragen aufkommen oder Ihnen Widersprüche auffallen, sprechen Sie stets im Flüsterton zu Ihrem Rechtsbeistand oder schreiben Sie eine Notiz und dann kann bei Bedarf eine kurze Pause beantragt werden, um das weitere Vorgehen abzuklären.
5. Unbedachte Äußerungen
Reden Sie nur, wenn Sie dazu aufgefordert werden. Stimmen Sie vorher mit Ihrer Anwältin ab, ob sie sich selbst zur Sache äußern oder ob sie das für Sie übernimmt. Als Angeklagter hat man immer das letzte Wort im Strafverfahren. Beraten Sie sich hierzu auch mit Ihrer Anwältin. Auf keinen Fall sollten Sie ohne Absprache irgendwelche Äußerungen treffen, die Ihnen möglicherweise schaden könnten.
6. Essen und Trinken
Der Gerichtssaal ist nicht der richtige Ort für eine Vesperpause. Ebenso wird es in vielen Gerichtssälen ungern gesehen, wenn etwas getrunken wird. Deshalb sollten Sie vorher ausreichend essen und trinken, damit Sie für die Verhandlung gewappnet sind. Dies ist keine abschließende Auflistung und dient nur als grobe Orientierung. Haben Sie noch Fragen oder Anregungen dazu? Kontaktieren Sie mich gerne!